Jährliche Impfungen – Wirklich notwendig? (Version für Deutschland)

„Mein Hund hatte noch nie Probleme mit den jährlichen Impfungen.“

So habe ich auch einmal gedacht. Bis mir vor gar nicht langer Zeit durch Erfahrungsberichte anderer Hundehalter etliche Lichter aufgingen und ich im Nachhinein einige Erkrankungen meiner zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Hündin mit dem Impfen in Zusammenhang brachte.
So zum Beispiel lang anhaltendes hohes Fieber mit Appetitlosigkeit und Apathie im Alter von gut 4 Monaten – kurz nach der zweiten Mehrfachimpfung. Mehrere Tierärzte rätselten, eine Diagnose konnte nicht gestellt werden. Schließlich besserte sich ihr Zustand, aber es blieb eine Knochenhautentzündung, so dass für ein Dreivierteljahr Leinenpflicht auf dem Programm stand.
Lediglich eine Impfreaktion wurde auch vom Tierarzt als eine solche (an)erkannt: Kreislaufprobleme und Hinken einige Stunden nach einer Impfung.

Ich begann, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen und fand im Internet eine Fülle an Informationen. Diese ließen mich umdenken:
Warum wird unseren Hunden jedes Jahr ein umfangreicher Impfcocktail verabreicht, während wir Menschen unsere Impfungen, wenn überhaupt, nur alle paar Jahre auffrischen lassen müssen?
Sind all diese Impfungen überhaupt notwendig und sinnvoll?

Zunächst einmal: Ich bin nicht zur Impfgegnerin mutiert. Ich möchte meine Hunde so gut es geht schützen. Deshalb sind sie geimpft, allerdings nur mit den absolut notwendigen Impfungen - und nur so oft wie nötig.

Pflichtimpfungen gibt es in Deutschland nicht, auch wenn einem das einige Tierärzte oder Pharmafirmen glauben machen wollen.
Wollen Sie mit Ihrem Hund ins Ausland reisen, so ist auf jeden Fall eine gültige Tollwutimpfung vorgeschrieben. Seit einigen Jahren wird in der EU die 3-jährige Tollwutimpfung für den Grenzübertritt anerkannt. Viele Nicht-EU-Länder wie z. Bsp. die Schweiz und Kroatien haben sich inzwischen dieser Regelung angepasst. Auch für Ausstellungen und Hundesportveranstaltungen ist die Dreijahresimpfung gültig.
Es handelt sich hierbei um die gleichen Impfstoffe, die bereits vorher mit einjähriger Gültigkeit verwendet wurden. Die Zulassung konnte aufgrund der neuen Tollwutverordnung von 2005 auf 3 Jahre verlängert werden.
Wichtig kann die Tollwutimpfung auch werden, wenn ein Tollwutfall in der Umgebung auftritt. Tiere ohne gültige TW-Impfung, die mit einem tollwutinfizierten Tier Kontakt hatten, werden in der Regel eingeschläfert. Dieser Fall ist äußerst selten, kann aber durch illegal eingeführte, infizierte Tiere vorkommen.

Auch für Staupe, Hepatitis und Parvovirose (SHP) gibt es mittlerweile Impfstoffe, bei denen man eine 3- oder 4-jährige Gültigkeit im Impfausweis eingetragen bekommen kann. Ein „gültiger Eintrag“ ist allerdings nur nötig, wenn Ihr Hundeverein, Ihre Hundeschule oder Ihre Hundepension diesen verlangt.
Die Gültigkeitsdauer (laut Beipackzettel) finden Sie u. a. hier:
www.dogs-magazin.de/pdf/Impfschutz.pdf oder für Tollwutimpfstoffe auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts.
Studien in England und den USA haben gezeigt, dass Staupe-, Parvovirose- und Hepatitisimpfungen mindestens bis zu 10 oder mehr Jahre Schutz bieten.
Es ist davon auszugehen, dass auch die Tollwutimpfung wesentlich länger wirkt als die angegebenen 3 Jahre. Langzeitstudien hierzu sind in den USA angelaufen.

Die Leptospiroseimpfung deckt die bei uns vorkommenden Leptospirenarten nur minimal ab und gilt als besonders nebenwirkungsträchtig. Da die Schutzwirkung begrenzt ist, ist sie in meinen Augen unsinnig. 

Dasselbe Problem besteht für die Borrelioseimpfung. Sie bietet nur gegen die seltenste hiesige Borrelienart Schutz und ist ebenfalls besonders nebenwirkungsträchtig.

Die Zwingerhustenimpfung ist vergleichbar mit der Grippeimpfung für Menschen. Auch hier werden nur gewisse Virenstämme abgedeckt, d.h. auch ein geimpfter Hund kann Zwingerhusten bekommen. Eine Stärkung des Immunsystems wäre hilfreicher. Zudem ist Husten nicht lebensbedrohlich und kann z. Bsp. mit Propolis gut behandelt werden.

Die einzelnen Impfungen und ihre Wirksamkeit wurden von mir hier nur kurz angerissen. Sollten Sie sich intensiver mit dem Thema Impfen auseinandersetzen wollen, so lege ich Ihnen das Buch „Haustiere impfen mit Verstand“ von Monika Peichl, erschienen im Verlag Norbert Höpfinger, ans Herz. (Leider ebenso wie der Nachfolgeband "Hunde impfen - Der kritische Ratgeber" vergriffen, Sie finden hier Informationen der Autorin zum Thema Impfen: Blog)
Im ersten Kapitel erhält man einen allgemeinen Überblick über das Immunsystem und Impfungen.
In den folgenden fünf Kapiteln werden die jeweils erhältlichen Impfungen für Hunde, Katzen, Frettchen, Kaninchen und Pferde aufgeführt. Dabei wird für jede Impfung erklärt, welche Impfstoffe sie enthält, wie lange und vor welchen Erregern sie jeweils schützt, welche Nebenwirkungen auftreten können und ob sie überhaupt sinnvoll ist. Die Kapitel für Hunde und Katzen sind umfangreicher als die für die übrigen Tierarten.
Das Buch ist auch für den veterinärmedizinischen Laien verständlich geschrieben. Es zielt nicht darauf ab, das Impfen zu verteufeln, sondern möchte dem Haustierhalter Hilfen geben, für sich selbst abzuwägen, welche Impfungen wie oft für sein Tier nötig bzw. sinnvoll sind. 

Für unsere Hunde ist die Tollwutimpfung alle 3 Jahre notwendig, da wir im Grenzgebiet wohnen und tagtäglich auf unseren Spaziergängen die Grenze überqueren.
Unser Rüde erhielt 7 Jahre lang die jährliche Komplettimpfung und ist so bis an sein Lebensende gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose geschützt.
Unsere Hündin wurde grundimmunisiert (SHP) und zu einem Zeitpunkt, zu dem ich mich vom Tierarzt noch verunsichern ließ, nochmals nachgeimpft. Dies wird auch für ihr Leben reichen.
Leptospirose-, Zwingerhusten-, Borreliose-, Coronavirus- und was es sonst noch alles an Impfungen gibt, erachte ich für unsere Hunde als nicht notwendig/nützlich bzw. zu nebenwirkungsträchtig.

Haben Sie sich einmal für bestimmte Impfungen entschieden, so wappnen Sie sich mit einer guten Portion Standhaftigkeit für den Tierarztbesuch. Oft stößt man mit seinem Wunsch nach dem mehrjährigen Gültigkeitseintrag auf Ablehnung oder muss sich sogar den Vorwurf gefallen lassen, unverantwortlich zu handeln. Dies, obwohl die 3-jährige Gültigkeit auf dem Beipackzettel der Impfung schwarz auf weiß angegeben ist.

Mittlerweile lasse ich mich nicht mehr auf Diskussionen ein, sondern sage, was ich möchte. Bekomme ich dies, gut. Wenn nicht, wechsle ich zum Impfen den Tierarzt.
Schließlich habe ich Anfang 2010 endlich eine Tierärztin gefunden, die nicht nur nach meinen Wünschen impft, sondern auch meine Auffassung bezüglich Impfungen teilt.

Ergänzung Mai 2013:

Der Weltverband der Kleintierärzte (WSAVA) hat diesen Monat neue Impfrichtlinien für Hunde veröffentlicht.
Besonders interessant:
"The WSAVA states that we should vaccinate against the core diseases no more frequently than every three years. This is often taken to mean that we should vaccinate every three years – but this is not the case. If the dog is already immune to these three core diseases, re-vaccinating will not add any extra immunity."
Übersetzt bedeutet das etwa: "Die WSAVA stellt fest, dass gegen die Kernerkrankungen (Anmerkung: hier sind Staupe, Hepatitis und Parvovirose (SHP) gemeint) nicht häufiger als alle drei Jahre geimpft werden soll. Dies wird oft so verstanden, dass alle drei Jahre geimpft werden muss - aber dies ist nicht der Fall. Wenn der Hund schon immun gegen diese drei Kernkrankheiten ist, bewirkt die Wiederholungsimpfung keine zusätzliche Immunität."
Da Deutschland als tollwutfrei gilt, zählt hier die Tollwut nicht zu den sogenannten "core diseases". Ansonsten müsste auch die Tollwutimpfung höchstens alle 3 Jahre aufgefrischt werden. Dies ebenfalls nicht verpflichtend geschweige denn die Wirkung verbessernd.
Anders sieht es natürlich aus, wenn man einen gültigen Eintrag für den Grenzübertritt oder Veranstaltungen benötigt. Dann muss nach Herstellerangaben gegen Tollwut geimpft werden.

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