Hausbootreise auf dem Canal latéral à la Loire (2022)
Mein Frauchen hat mir erzählt, dass meine Vorgängerin Briana immer Berichte für die Webseite geschrieben hat. Da habe ich mir gedacht, das kann ich ja wohl auch!
Ich bin Hilja, auch bekannt als die „wilde Hilde“ oder Hille. Schon öfter durfte ich mit meinen Leuten auf einem Hausboot Ferien machen, aber wegen Corona haben wir 2 Jahre pausiert. Nun sollte es Ostern aber wieder losgehen.
Nach einer nicht allzu langen Autofahrt erreichten wir Dompierre-sur-Besbre. Dort konnten meine Leute schon alles aufs Boot bringen und nach einem kurzen Imbiss (leider nicht für mich, obwohl ich so herzerweichend geguckt habe…) ging die Fahrt auch schon los. Früher musste ich, wenn geschleust wurde, immer in die Schlafkabine oder auf den Gang davor. Dort konnte ich nie etwas Interessantes sehen. Dieses Mal durfte ich im Salon bleiben. – Zwar angebunden, damit ich beim Schleusen nicht störe, aber immerhin hatte ich so alles viel besser im Blick. Ihr werdet mir sicher zustimmen, dass das super wichtig ist!
Am Canal latéral à la Loire gibt es viele kleine Dörfer und Städtchen und wie üblich Treidelpfade am Ufer. So konnten wir immer anlegen, wenn es Zeit für eine Pause war und uns die Füsse bzw. Pfoten vertreten.
Nachts war es noch sehr kalt. In der ersten Nacht hatte es nur 6°C. Meine Leute hatten genügend Decken, um sich warm zu halten, und mich packte Frauchen kurzerhand in Mouches alten Wintermantel. Ich finde es ja immer etwas doof, sowas anzuziehen, aber trotzdem war ich froh, dass Frauchen aufgrund früherer Erfahrungen den Mantel eingepackt hatte. Sonst wäre mir doch etwas kalt geworden.
Dieses Jahr hatten meine Leute Probleme, an ihre geliebten frischen Croissants und Baguettes zum Frühstück zu kommen. Entweder gab es gar keine Boulangerie im nächstgelegenen Ort oder sie war geschlossen. Ihr Pech, mir war das egal, ich bekomme da ja eh nie etwas ab. Ein paar Mal hatten sie dann aber doch Glück.
Wenn wir in Frankreich sind, landen wir jedes Mal in mindestens einem der „plus beaux villages de France“. Dieses Mal war es Apremont-sur-Allier. Um dorthin zu gelangen mussten wir von unserem Bootsliegepatz zuerst über eine Brücke laufen, die nicht nur für Fussgänger, sondern auch für Boote gebaut war. Stellt euch vor, darüber floss tatsächlich Wasser!
Dann ging es einen stillgelegten Kanal entlang bis zu einer riesigen runden Schleuse. Frauchen und ich machten es uns im Gras bequem, während Herrchen ewig fotografierte. Natürlich behielt ich ihn dabei die ganze Zeit im Auge. Weiter ging es entlang einer zum Glück wenig befahrenen Strasse bis nach Apremont-sur-Allier. Das sah tatsächlich ganz nett aus, meine Leute waren begeistert. Mittelalterlich, haben sie gesagt. Nach einer Essenspause am Fluss (für mich gab es natürlich wieder nichts…) musste ich mal wieder ordentlich posieren. Herrchen fand, dass ich dabei unkooperativ war. Pah, bis der mal soweit war, dass es losgehen konnte, hatte ich doch schon wieder anderes zu tun, als dauernd auf ihn und in die Kamera zu schauen!
Zurück auf unserem Hausboot legten meine Leute auch gleich ab und starteten die Rückfahrt. Unser Wasservorrat an Bord wurde langsam knapp, deshalb wollten sie ausnahmsweise mal in einem Hafen anlegen. Das war ja ein schöner Reinfall: Die Capitainerie hatte gerade Betriebsferien. Also kein Wasser, dafür ein Gratisliegeplatz im Hafen. Nun war hier in Nevers mal wieder Pflastertreten angesagt. Nicht so schlimm, denn es gab sooo viel zu schnüffeln! Ich glaube, meinen Leuten gefiel es hier auch ganz gut.
Auf der Weiterfahrt konnte ich Frauchen dann mal beim Fitnesstraining beobachten: Beim Hinaufschleusen ging sie immer schon vor der Schleuse von Bord, um dann die Leinen von oben entgegenzunehmen. Nachdem das getan war, kümmerte sie sich auch gleich noch um das Schliessen und Öffnen der Schleusentore auf ihrer Seite. Auf der anderen Seite machte das der „Éclusier“. Hier musste nämlich von Hand gekurbelt werden. Hatte ich auch noch nicht erlebt, denn auf den anderen Kanälen waren die Schleusen immer elektrisch gewesen. Durch Frauchens Plaudereien mit dem Schleusenwärter kamen wir dann auch noch zu Wasser. Wir durften nämlich netterweise in der Schleuse unseren Tank am dortigen Wasserhahn auffüllen.
Ja, und dann konnte ich endlich auch mal baden. In den Kanälen ist das ja leider wegen der steilen Ufer nicht möglich. Naja, Frauchen fände das auch sonst nicht so lustig, wegen der Wasserqualität – was auch immer das heissen mag. Nun aber spazierten wir an die Loire und dort machte ich für Herrchens Fotos gerne ausgiebig Wasseraction.
Auf einem unserer Spaziergänge am Kanal nahm Frauchen mich plötzlich an die Leine. Hey, was sollte das denn? Sie blickte ganz interessiert auf die andere Kanalseite und da sah ich es auch: ein Nutria. Es liess sich von uns nicht stören und machte sich erst nach einer ganzen Weile auf den Weg ins Wasser und schwamm davon. Als ob ich da hinterher geschwommen wäre… Frauchen müsste doch langsam wissen, dass ich nicht schwimmen gehe, sondern nur gemütlich mein Bäuchlein kühle.
Schnell war die Woche auf dem Hausboot vergangen, schon ging es wieder nach Hause. Schade, aber vielleicht geht es ja bald schon wieder auf Reisen.
Eure Hilja